Die Plätze sind vergeben, Crimmitschau spielt Playdowns gegen Regensburg und hat den Heimvorteil auf seiner Seite. Eigentlich wäre das heutige letzte Hauptrundenspiel in der Nähe von Wunsiedel nur noch für die Statistik, aber im eigenen Interesse haben die Eispiraten dann doch noch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.
Und diese Aufgabe lautet, mindestens einen Punkt aus der Porzellanstadt zu entführen. Dieser Punkt ist zwar auf den ersten Blick zunächst nur etwas für´s Ego, doch beim genaueren Hinschauen wird klar, dass dieser Punkt unter Umständen mit einem Sieg gleichzusetzen ist! Denn für den Fall, dass Crimmitschau in die zweite Playdown-Runde müsste und der Gegner dann Selb hieße, würden die Eispiraten „dank“ des Punkteabstands nach der Hauptrunde dann mit einem Sieg mehr starten. Heute nochmal richtig Mühe geben, kann also schon der Lohn von morgen sein. Wenn das nicht Motivation genug ist.
Motivation – oder vielmehr Druck! – haben auch die Wölfe, denn obwohl die Oberfranken mit 47 Punkten und 129:181 Toren abgeschlagen auf dem letzten Platz liegen, müssen auch sie im Derby gegen Crimmitschau nochmal alles geben, denn obwohl sich das Team von Coach Craig Streu tabellarisch nicht mehr verbessern kann, entscheidet die heutige Punktausbeute darüber, ob Selb mit 2 oder mit 1 Sieg Rückstand in die erste Runde startet. Einen Punkt brauchen die Wölfe zur Schadensbrgrenzung.
Den Carr-en aus dem Dreck ziehen
Auf dem schweren Weg zum Klassenerhalt steht Goalie Kevin Carr (CAN, 38 Sp, 2.98 GT/Sp, 91.87%, 1 SO) ganz klar im Fokus, denn der 34jährige ist über die gesamte Hauptrunde hinweg der beste Selber und soll den Ligaverbleib festhalten. Dass Carr am vergangenen Sonntag verletzt ausgewechselt werden musste, hat daher für mächtig Schweißperlen in der Netzsch-Arena gesorgt, ein wenig Entwarnung gab aber dann die Rückkehr – zumindest auf die Bank – am letzten Spieltag. Mit Backup Michel Weidekamp (14 Sp, 3.96 GT/Sp, 89.61%, 0 SO) in die Playdowns zu gehen, dürfte den Selber Fans wohl ein mulmiges Gefühl bescheren.
Erfahrung soll es richten
Ob das Wolfsrudel auch in der kommenden Saison in der DEL2 mitmischen wird, dürfte aller Voraussicht nach in der Defensive entschieden werden und hier sind neben Goalie Carr vor allem die Abwehrroutiniers Frank Hördler (47 Sp, 5+14) und Ryan Sproul (CAN, 16 Sp, 4+11) gefordert. Der 40jährige Hördler hat Nationalmannschaft und mehrere Deutsche Meisterschaften auf dem Buckel und der nachverpflichtete Sproul lief schon in der NHL und zuletzt 5 Saisons am Stück in der KHL auf. Neben Sproul und Hördler sollen aber auch Maximilian Gläßl (50 Sp, 6+10), Moritz Raab (49 Sp, 2+8), Tim Heyter (41 Sp, 1+4), Jeroen Plauschin (43 Sp, 0+5), Colin Campbell (D-CAN, 44 Sp, 1+4)), Simon Stowasser (27 Sp, 0+4) und Luis Marusch (19 Sp, 0+2) dafür sorgen, dass die Defensivschwächen in der entscheidenden Saisonphase abgelegt werden.
Offensivausbeute bleibt ein Rätsel
Der Selber Angriff bietet Coach Streu neben schierer Masse eigentlich auch eine Menge breit verteilter Qualität. Vor allem, dass mit Joel Hofmann (51 Sp, 2+11), Seonwoo Park (D-KOR, 33 Sp, 5+5) und Nikita Krymskiy (D-RUS, 51 Sp, 5+5) eine dauerhafte vierte Reihe aufgeboten kann, die einem als Crimmitschau-Fan die Tränen in die Augen treibt, müsste die Wölfe allein schon in eine bessere Position bringen. Hinzu kommt noch die ganze Reihe bekannter Namen in den Reihen 1 bis 3, aber allein der Funke hat über die gesamte Hauptrunde nie wirklich gezündet. Josh Winquist (CAN, 49 Sp, 20+24) und die nachverpflichteten Ryan Smith (USA, 25 Sp, 12+16) und Brent Raedeke (D-CAN, 20 Sp, 8+4) beleben die Offensive zwar enorm und auch Nick Miglio (D-USA, 49 Sp, 11+12), Chad Bassen (D-CAN, 49 Sp, 8+15), Daniel Schwamberger (D-CZE, 39 Sp, 11+9), Carson McMillan (D-CAN, 46 Sp, 7+10) sowie der nachverpflichtete Jordan George (D-USA, 16 Sp, 1+3) haben sich über die Jahre hinweg alle einen Namen im deutschen Eishockey erarbeitet, aber als Kollektiv konnten die Wölfe die individuelle Klasse der einzelnen Akteure nie so richtig gut als Erfolgsgarant etablieren. Dass mit Marco Pfleger (31 Sp, 3+19) und Mark McNeill (CAN, 28 Sp, 4+10) seit Weihnachten zudem zwei Leistungsträger fehlen, macht es nicht einfacher, wenngleich auch diese beiden Akteure sich mehr im Formtief als im Formhoch befanden.
Fokussiert bleiben und auch das letzte Spiel durchziehen
Es ist nicht zu erwarten, dass die Eispiraten trotz der gefallenen Würfel im Hinblick auf das Playdown-Duell mit Regensburg das heutige Derby gegen Selb im Schongang über die Bühne bringen wollen. Sollten Blessuren vorhanden sein, wird der ein oder andere Spieler zwar heute sicherlich kürzer treten oder gar nicht erst mit in den Frankenwald fahren, aber das Gros der Mannschaft ist fit, bereit und wird auch die letzte Hauptrundenpartie ernst nehmen, denn: Wir haben nichts zu verschenken! Schon allein das Vorarbeiten auf die beste Ausgangsposition in einer möglichen zweiten Runde ist Anlass genug, das Minimalziel „1 Punkt = 1 Sieg Vorsprung“ mit aller Konsequenz und Einsatzbereitschaft zu erreichen.