Nein, der Adventskalender bietet heute keine nostalgischen Leckereien oder historischen i-Tüpferl der ETC-Geschichte. Heute geht es um knallharte Fakten aus dem Hier und Jetzt. Seit Freitag ist nämlich das zweite Saisonviertel der DEL2-Saison 2016/17 Geschichte. Kurzum: Es ist Halbzeit. Zeit, wieder einen Blick auf das Abschneiden des Teams und der einzelnen Spieler in den letzten 13 Partien zu werfen.

Schauen wir zunächst auf die Ergebnisbilanz des 2.Saisonviertels: 13 Punkte sammelten die Eispiraten und damit 2 weniger als noch in den ersten 13 Spielen. 36:54 Tore (1. Viertel: 34:45) wurden dabei erzielt, so dass die Eispiraten zusammen mit Heilbronn die schlechteste Defensive bilden und in Sachen eigener Torerfolg nur Riessersee und Rosenheim hinter sich lassen können. Die Tendenz zeigt bei den Eispiraten also keinesfalls nach oben, zumal sie auswärts weiterhin nur Punktelieferant sind und zuhause auch nicht alles gewinnen können, teilweise auch Punkte unnötig hergaben (Riessersee, Bad Nauheim, Weißwasser). Der Rückstand auf die Pre-Playoffs beträgt bereits 8 Punkte, was für eine mehr als ernüchternde Weihnachtsstimmung sorgt.

Wie so oft gibt es nicht den einen Grund für die durchwachsene Bilanz, sondern das Bild setzt sich aus mehreren Teilen zusammen. Versuchen wir sie anhand der Zahlen ausfindig zu machen.

Special Teams: Eigentlich kaum zu glauben bei dem was man da auf dem Eis so geliefert bekommt, aber die Eispiraten konnten ihre Überzahlquote im Vergleich zum 1. Viertel von 15.9% auf nunmehr 17.8% steigern. Dennoch ist das Powerplay der Crimmitschauer meist nur von hektischem Durcheinander, wenig Linie und viel zu vielen Puckverlusten geprägt. Hinzu kommt, dass die Eispiraten bislang gerade einmal 90 Überzahlsituationen hatten – so wenige wie kein anderes Team in der Liga. Noch verheerender ist sind die Zahlen im Penaltykilling. Hier sank die Erfolgsquote von 81.7% auf 75.8% und damit nunmehr das schwächste der Liga. Bezeichnend auch hier: Mit 132 haben die Eispiraten die meisten Unterzahlsituationen aller Zweitligisten. Cleveres und erfolgreiches Zweikampfverhalten ist nicht das Steckenpferd von Chris Lee und seinen Spielern.

Torschüsse: Es ist eine Binsenweisheit, dass der, der mehr schießt, tendentiell auch mehr Tore erzielt. Und umgekehrt, wer viel zulässt, kassiert in der Regel auch mehr Treffer. Bingo, hier kommen die Eispiraten ins Spiel. Laut Statistik feuern die Eispiraten nur 30.4 Mal pro Spiel aufs Tor (1. Viertel: 30.0) und brauchen pro Tor 11.3 Schüsse. Das bedeutet im Ligavergleich Platz 12 und 10 bei diesen Werten – wenig berauschend. Bei den gegnerischen Torschüssen ist es noch gravierender. Hier stieg der Wert von 34.2 im ersten Saisonviertel auf jetzt 37.3 pro Spiel (Platz 13) und die Gegner brauchen nur 9.8 Schüsse (Platz 12), um ins Schwarze zu treffen.

Die nackten Zahlen stellen weder Chris Lee noch dem Team ein gutes Zeugnis aus. Als Fazit lässt sich da nur ziehen: Wer in in allen wesentlichen Statistiken rund um das Spiel so schlecht abschneidet, der steht in der allerwichtigsten Statistik, nämlich der Tabelle, überhaupt nicht grundlos so weit unten drin. Das Auftreten der Eispiraten muss sich also an allen Ecken und Enden verbessern, wenn die Pre-Playoffs in dieser Saison wieder erreicht werden sollen.

Gehen wir nun die Kaderliste der Eispiraten im Einzelnen durch.

Tor:

Das zweite Saisonviertel von Ryan Nie war geprägt von einem steten Auf und Ab. Erinnern wir uns an die tollen Leistungen gegen Bietigheim (3:0) und Dresden (2:1), so gab es auch dunkle Stunden wie die Auswechslung in Weißwasser nach einem halben Dutzend Gegentoren, das 3:7 in Kaufbeuren oder am letzten Wochenende die 11 Gegentore gegen Bad Nauheim und Freiburg, bei denen man Nie schon recht deutlich anmerkte, dass er der Goalie mit den meisten Schüssen auf sein Gehäuse in der ganzen DEL2 ist (genau 900, 103 mehr als der 2.). Nie wirkt etwas weichgeschossen, ließ deshalb mit den Fangquoten zuletzt wieder nach und schaffte mit 89.87% im 2. nur unwesentlich mehr (89.77%) als im 1.Viertel. Der Gegentorschnitt lag bei 4.04 (3.35).

Henning Schroth dürfte bei einer Pause Nies Gewehr bei Fuß stehen und man muss sich inzwischen keine Sorgen mehr machen, dass das den Eispiraten nicht gut tun würde. Schroth bekam inzwischen 2 Einsätze. Bei seiner Einwechslung in Weißwasser waren die Messen schon gelesen, doch gegen Rosenheim (4:3 nP) hat er den Eispiraten letztlich die Punkte gerettet und ein großes Spiel gezeigt.

Abwehr:

Im Bereich der Abwehr fragt man sich einmal mehr, warum hier eigentlich Dominic Walsh aufgeführt ist. Der ehemalige Stürmer befindet sich scheinbar noch immer in der Umschulungsphase, denn seine zum Teil gravierenen Schnitzer in der Defensive haben schon so manches Gegentor verursacht. Seine verheerende +/- Bilanz hat er im 2. Saisonviertel mit weiteren -9 kräftig ausgebaut und sich nicht für weitere Aufgaben in der Defensive empfohlen.

In eine ähnliche Kerbe muss man bei Kapitän André Schietzold schlagen. Der ehemalige Stürmer konnte in den letzten 13 Spielen zwar seine Offensivausbeute (1+12) deutlich steigern, zeigt nun wieder häufiger seinen Schlagschuss und durchdachte Aufbaupässe, aber vor dem eigenen Tor immer wieder schludrig und fehlerbehaftet.

Deutlich zufriedener als noch bei der letzten Bewertung kann man mit Lukas Pozivil sein, der seine Fehlerquote erheblich reduzierte und inzwischen auch nach vorne mehr Engagement ausstrahlt.

Wie wichtig er auch mit 37 noch ist, hat Jakub Körner bewiesen, denn während seiner verletzungsbedingten Abwesenheit hat man seine Routine und Zweikampfstärke hinten drin deutlich vermisst. Nach seiner Rückkehr kann er nun hoffentlich wieder Stabilität in die Abwehrarbeit reinbringen.

Dies erledigt bereits Danny Pyka, der einen absolut soliden Part spielt, nur selten mit riskanten Aktionen in der eigenen Zone auffällt und vor allem auch nach vorne gern gesehene Akzente setzt.

Das Gegenteil Pykas ist leider Philipp Halbauer. Gut, er ist auch einige Jahre jünger und unerfahrener, aber dennoch sollte er am Puck etwas mehr Ruhe zeigen und nicht so viel Hektik versprühen wie teilweise gesehen. Sollte die Defensive mal vollzählig sein, ist er derzeit Kandidat für die ungeliebte 7. Stelle.

Ein Beispiel könnte sich Halbauer an Ole Olleff nehmen, der durch die vielen Ausfälle ins kalte Wasser springen musste und sich dabei blendend schlug. Der kantige Defender bringt seinen Körper sehr gut in die Zweikämpfe ein und gilt damit als unangenehmer Gegenspieler. Nach vorne zwar ohne Aktionen, aber das verlangt auch niemand.

Durchschlagende Offensivpower wird wohl auch Jan Tramm nicht mehr entwickeln. Zwar konnte er ausgerechnet in seinem 200. Spiel für die Eispiraten 2 Vorlagen sammeln, ansonsten sieht man ihn aber nur selten über der Mittellinie. In der eigenen Zone geht Tramm nur selten Kompromisse ein, hat aber auf dem Weg zum Leistungsträger noch ein paar höhere Hürden zu überspringen. Sein Stellungsspiel und die Kunst, schneller zu denken als der gegnerische Stürmer, sind auf jeden Fall verbesserungswürdig.

Sturm:

Dass es mit dem Toreschießen hier und da immer noch nicht richtig klappt, liegt hauptäschlich daran, dass dem Angriff als solches die Konstanz fehlt. So haben sich zwar einige Cracks deutlich steigern können, andere haben dagegen leistungsmäßig deutlich nachgelassen. Weder in die eine noch in die andere Kategorie fällt Patrick Pohl, der schon im ersten Saisonviertel die Gallionsfigur am Bug der Eispiraten-Kogge war. Spielerisch macht ihm keiner was vor und nun konnte Pohl auch seine Punktausbeute weiter steigern, scorte im 2. Viertel unangefochten 17 mal (5+12). Kleiner Kritikpunkt: Mit seiner Verspieltheit übertreibt er es mitunter und sorgt damit für unnötige Puckverluste. Gleichermaßen gilt aber: Wer viel macht, macht auch Fehler.

Aufwärts ging es bei Ivan Ciernik, nachdem er zwischenzeitlich in einem Loch steckte, dessen Tiefe wohl selbst die Kumpel aus den Gruben des Erzgebirges neidisch gemacht hätte. Ciernik hat zwar weiterhin Luft nach oben und auch von dem Wunsch, dass er noch ein Laufwunder wird, sollten wir uns verabschieden, aber am Puck ist das schon ein Augenschmaus, was Ciernik liefert. Von der Scheibe ist er jedenfalls kaum zu trennen und hinter nahezu jedem Pass stecken seine große Erfahrung und sein Spielverständnis. Wie abgezockt er sein kann, bewies er mit seinen beiden wichtigen Toren gegen Bad Nauheim und Weißwasser.

Die Erfahrung hat sicherlich auch Jason Pinizzotto geholfen, nachdem er im ersten Saisonviertel noch nicht richtig in Crimmitschau angekommen schien, aber zuletzt seinen Torriecher wiedergefunden hat und oftmals zur Stelle war, wenn man ihn brauchte, etwa mit dem Doppelpack gegen Bietigheim oder dem wichtigen Anschlusstreffer gegen Weißwasser. Mit 8 Treffern Top-Torschütze im 2. Saisonviertel.

Auf dem Weg zu dem, was man erwarten kann, ist Martin Bartek. Der Slowake sucht den Torabschluss wie kein anderer und feuert pro Spiel mehr als 6 mal auf das Gehäuse des Gegners. Gut, seine Ausbeute von 5 Treffern könnte dabei sicherlich besser sein, aber die Eingewöhnungsschwierigkeiten hat Bartek offenbar hinter sich gelassen und konnte sich stetig steigern.

Endlich sein erstes Tor als Profi in Crimmitschau hat Valerij Guts geschossen. Schon allein das muss lobend erwähnt werden, aber auch sonst hat Guts eine recht gute Entwicklung in den letzten Spielen genommen und schloss die Lücken, die die vielen Verletzen gerissen haben. Ob sein Leistungsstand auf Dauer zum Stammspieler in der DEL 2 reichen wird, lassen wir mal offen. Der Altersgrenze für das Ü23-Kontingent rückt er halt langsam nahe.

So, die positiven Leistungskurven im Angriff sind abgehandelt. Die Crimmitschauer würden aber nicht so weit unten stehen in der Tabelle, wenn es keine negativen Entwicklungen gäbe. Und hier ist ganz klar Mark Lee zu nennen. Es scheint sich beim ihm leider abzuzeichnen, dass manch Entscheidung – hier seine Vertragsverlängerung bis zum Saisonende – im Nachhinein doch nicht richtig war. Seit sein Probevertrag verlängert wurde, kam vom Center der 1. Reihe nahezu gar nichts mehr. In Zahlen: 2 Tore und 4 Vorlagen und eine +/- Bilanz von -7. Es ist aber auch die Spielweise Lees, die nicht mehr überzeugt. Kampf hier und Kampf da, aber das schaut oftmals nach stumpfen Waffen aus und trägt nicht wirklich zur Torgefahr bei. Nach der Verpflichtung von Niclas Lucenius ist Lee erster Kandidat für die Tribüne.

Der zweite folgt sogleich und heißt Mike Hoeffel, der zwar hier und da zur Stelle war und meistens auch mitten im Trubel zu finden ist, aber zu oft völlig abtauchte bzw. mit seinem Spielstil als Power Forward nur selten vorankam, weil die Mitspieler nicht dazupassen.

Einen Abstieg musste auch Erik Gollenbeck verzeichnen. Nun gut, der Goldhelm, den er im ersten Saisonviertel ein paar Spiele lang trug, wird nicht sein Anspruch sein und daran soll er auch nicht gemessen werden, aber bei Erik ist der Sinn für das Toreschießen oder Kreieren von Torchancen offenbar völlig abhanden gekommen.

Bernhard Keil (3 Spiele) und Alexander Karachun (5 Spiele) kamen im zweiten Saisonviertel nicht oft genug zum Einsatz für eine objektive Bewertung. Die körperbetonte und kämpferische Rückkehr Keils gegen Weißwasser deutet aber schon mal in die richtige Richtung. Christoph Kabitzky konnte bis zu seiner langwierigen Verletzung zwar keine Scorerpunkte erzielen, zeigte mitunter aber positive Ansätze. Daniel Bucheli und Vincent Schlenker blieben wegen Verletzung ohne Einsatz.

Nach den langen Zeilen nun noch einmal die Eispiraten-Cracks kompakt im Überblick mit Schulnoten (in Klammern die Noten des 1. Saisonviertels) versehen.

Note 1 – sehr gut
Note 2 – gut Patrick Pohl (2), Danny Pyka (3)
Note 3 – befriedigend Ryan Nie (2), Jakub Körner (2), André Schietzold (4), Martin Bartek (-), Jason Pinizzotto (4), Ole Olleff (-), Henning Schroth (-), Lukas Pozivil (4)
Note 4 – ausreichend Christoph Kabitzky (3), Mike Hoeffel (2), Jan Tramm (3), Philipp Halbauer (3), Ivan Ciernik (5), Valerij Guts (-)
Note 5 – mangelhaft Dominic Walsh (4), Mark Lee (3), Erik Gollenbeck (3)
Note 6 – ungenügend
ohne Bewertung Alexander Karachun (-), Daniel Bucheli (5), Vincent Schlenker (3), Bernhard Keil (4)

Und noch die Zahlen der beiden Saisonviertel:

1.Saisonviertel

Name Sp T A SP PIM +/-
Lee 13 6 8 14 18 -2
Hoeffel 11 6 5 11 27 +6
Gollenbeck 13 5 4 9 10 +2
Pohl 13 4 4 8 5 -6
Walsh 12 2 6 8 14 -6
Pinizzotto 13 3 4 7 4 -2
Ciernik 13 1 5 6 10 -1
Keil 8 2 3 5 8 -1
Halbauer 13 0 5 5 12 +4
Schlenker 8 1 3 4 4 -3
Schietzold 13 2 2 4 10 -2
Pyka 13 0 4 4 10 -4
Körner 9 1 2 3 8 +0
Kabitzky 5 0 2 2 4 +1
Bucheli 8 0 2 2 14 -8
Tramm 10 0 2 2 6 -2
Pozivil 13 0 2 2 8 -3
Bartek 13 0 1 1 2 +1
Guts 12 0 0 0 0 -1
Olleff 6 0 0 0 2 +1
Karachun 3 0 0 0 0 -1

 

Name Sp Min Sch SchGeh % GT GT/Sp SO
Nie 13 789 430 386 89.77 44 3.35 0
Schroth 0 0 0 0 0 0 0 0

2.Saisonviertel

Name Sp T A SP PIM +/-
Pohl 13 5 12 17 10 +8
Schietzold 13 1 12 13 12 -4
Pinizzotto 13 8 3 11 16 -4
Bartek 12 5 6 11 29 +2
Ciernik 13 3 6 9 14 -4
Pyka 11 1 7 8 9 -3
Hoeffel 13 5 3 8 20 -1
Walsh 13 2 6 8 32 -9
Lee 13 2 4 6 20 -7
Pozivil 11 2 3 5 14 -2
Tramm 13 0 2 2 8 -4
Keil 3 1 0 1 0 +0
Karachun 5 0 1 1 27 -5
Halbauer 8 0 1 1 8 -3
Guts 10 1 0 1 2 +0
Gollenbeck 12 0 1 1 6 -7
Olleff 13 0 1 1 4 +2
Körner 4 0 0 0 2 -1
Kabitzky 8 0 0 0 6 -3

 

Name Sp Min Sch SchGeh % GT GT/Sp SO
Nie 12 712 474 426 89.87 48 4.04 1
Schroth 2 80 31 27 87.10 4 3.00 0

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