Wenn man heute das Spiel der Eispiraten ab Minute 25 gesehen hat, kann man gar nicht begreifen, wieso diese Partie in der PlayDown-Runde gegen die Regensburger Eisbären für die Westsachsen schon ein Do-or-die-Match war. Wenn man das Spiel der Eispiraten bis Minute 25 gesehen hat, wunderte man sich, wieso Regensburg nicht schon quasi durch war mit dem Klassenerhalt.

Harmlos, verzagt und unsicher wirkten die Rot-Weißen nämlich im kompletten ersten Durchgang. Da auch die Gastgeber nicht wirklich viel aufs Eis brachten, entwickelte sich ein nicht schön anzuschauendes Hin und Her ohne große Höhepunkte. Weil aber Pierre Preto Gefallen daran gefunden hat, das 1:0 in den Partien zu erzielen, gabs dann doch noch ein Tor zu bestaunen, nur daß das kaum einer im Stadion mitbekommen hat. Quasi von der Grundlinie schoss der Regensburger Angreifer Oleg Shilin an, von dessen Schoner prallte der Puck kurz hinter die Torlinie, aber weil der Crimmitschauer Goalie bei der Parade das Gehäuse angehoben hatte, schlüpfte die Scheibe unter dem Gestänge wieder nach außen und wurde dort gesichert. Erst nach Videoreview (erstaunlicherweise erst auf Regensburger Zuruf) konnten die Herren in Schwarz-Weiß das Puzzle lösen, Ergebnis: 1:0 Eisbären. Weil kurz nach Anpfiff zum Mitteldrittel dann Preto noch einen Giles-Blueliner ins Tor abfälschte, sahen die vielen mitgereisten Crimmitschauer Anhänger ihre Felle schon wegschwimmen. Nichts deutete zu diesem Zeitpunkt darauf hin, daß es die Rot-Weißen irgendwie zurück in die Serie schaffen würden.

Aber nicht mit dem Boss, dachte sich der Goldhelm der Eispiraten, Colin Smith, legte sich die Scheibe aus dem eigenen Drittel per Bande selbst vor, kurvte ins Drittel, ließ zwei Regensburger Verteidiger eistanzen und knallte Neffin die Scheibe zum Anschluss um die Ohren. Und das war dann der Startschuss für 35 Minuten Crimmitschauer Eishockey, wie wir sie uns seit Beginn der Serie gewünscht hätten. Mit ganz viel Zug zum Tor, leidenschaftlich, kompromisslos und auch spielerisch plötzlich sehr ansehnlich, spielten die Westsachsen ihre Gegner die meiste Zeit an die Wand, erarbeiteten sich Chancen um Chancen. Und weil auch die Qualität der Schüsse plötzlich viel besser war, erschien der Goalie der Eisbären, Jonas Neffin, plötzlich auch ganz menschlich. Corey Mackin nach schöner Stafette über Smith und Rämö blieb das 2:2 vorbehalten.

Und auch, als Morley in Minute 44 einen der wenigen Angriffe der Hausherren per Bauerntrick zur erneuten Regensburger Führung veredeln konnte: die Rot-Weißen blieben dran, die Köpfe blieben oben. Tim Lutz gelang fast postwendend der Ausgleich, Mirko Sacher erzielte mit dem 3:4 die erste Crimmitschauer Führung. Die Gastgeber versuchten zwar noch einmal alles, und in den Schlussminuten kam es dann auch auf Oleg Shilin an, der beim 6 vs. 5 mehrfach großartig rettete, aber den Treffer machte Corey Mackin ins leere Tor der Gastgeber, und mit diesem 3:5 in Spiel 4 holten sich die Westsachsen den Heimvorteil zurück. Wollen wir hoffen, daß die Intensität und Zielstrebigkeit, die zum Sieg geführt haben, am Dienstag im Sahnpark von Beginn an zu sehen sind, dann wirds für die Eisbären nämlich ganz, ganz schwer, erneut in Crimmitschau zu gewinnen.