Prinzipiell war noch nichts passiert in der Serie zwischen Crimmitschau und Regensburg: jedes Team hat bisher sein Heimspiel gezogen, wenn auch die Eispiraten mit wesentlich mehr Aufwand als die Eisbären. Das deutliche 5:2 aus Spiel 2 dürfte aber dem amtierenden DEL2-Meister eine Menge Selbstvertrauen mit auf den Weg in den Sahnpark gegeben haben. Mit einem überragenden Neffin hintendrin und sehr konzentrierten Defensivleistungen hielten die Regensburger Crimmitschau in den zwei bisherigen Matches bei gerade einmal 5 Toren, konterten selbst überaus erfolgreich, vor allem Preto zeigte sich mit bislang vier Treffern als sehr zielsicher. Es galt also für Jussi Tuores, sich gegen diese Taktik des Gegners etwas einfallen zu lassen.

Kadersituation:

Bei den Eispiraten konnte Jerkko Rämö wieder mitwirken, dafür fiel mit Greg Kreutzer eine wichtige Stütze der Abwehr für heute aus. Auch Scott Feser muss weiterhin passen. Regensburg bot zum drittenmal eine identische Aufstellung auf, viel Grund, etwas zu ändern, hatte Peter Flache ja auch nicht.

Ein Abziehbild der bisherigen ersten Drittel

Man kann sich schon langsam darauf einrichten, wie die ersten Minuten der Partien in der Serie ablaufen: Crimmitschau erarbeitet sich ein leichtes Chancenplus, schießt aber nach und nach Neffin im Regensburger Tor warm und berühmt, während die Eisbären mit dem ersten richtigen Angriff aber für richtig Alarm sorgen, und zwar immer durch Preto. Auch heute war der Regensburger Angreifer wieder der erste Absender eines wirklich gefährlichen Schusses, diesmal rettete allerdings der Pfosten Oleg Shilin und seine Vorderleute. Ansonsten zeigten sich die Abwehrreihen beider Teams als die bestimmenden Mannschaftsteile, sowohl Gastgeber als auch Gäste waren defensiv aufmerksam unterwegs und ließen recht wenige Schüsse zu, und diese dann auch noch aus meist ungefährlichen Positionen. Die besten Gelegenheiten hatten auf Seiten der Hausherren Tobias Lindberg, der eine Mackin-Hereingabe nur knapp am Tor vorbeischob, sowie Mirko Sacher in eigener Unterzahl, und auf Seiten der Gäste neben dem schon erwähnten Metalltreffer Pretos Schembri, der bei einem Alleingang knapp ins Abseits rannte.

Regensburg viel effektiver – mal wieder

Den Mittelabschnitt gestalteten die Eispiraten dann eigentlich recht überlegen, immer wieder brachten sich die Rot-Weißen in gute Schussposition, nur um dann mit unplatzierten Versuchen an Neffin zu scheitern oder das Tor gleich ganz zu verfehlen. Klar spielt der Regensburger Goalie eine starke Serie bisher, aber die Westsachsen machen es ihm halt auch nicht all zu schwer. Oft genug fehlen die Screens vor dem Tor, oft genug wird auch einfach nochmal quergelegt und dann nochmal quergelegt statt einfach draufzuhalten und den Rebounds hinterherzugehen. Und so bleibt es für die Eisbären weiter kein Ding der Unmöglichkeit, die Angriffsreihen der Eispiraten davon abzuhalten, endlich mal ins Rollen zu kommen. Hinten konzentriert und nach vorne effektiv, so präsentiert sich der amtierende Meister der Liga seit Spiel 1, warum sollte das also heute anders sein? Eine Schlafwageneinlage des gesamten Eispiratenteams nutzte der von der Strafbank kommende und komplett ignorierte Trivino mit seinem Alleingang zum 0:1, nach einem Puckverlust hinterm Tor von Shilin bekam Preto die Scheibe, zog sofort ab und stellte auf 0:2. Und das in einem Drittel mit 14 zu 7 Torschüssen.

Der Anschlusstreffer war alles, was noch gelang

Ein schneller Anschlusstreffer schien die einzige Medizin zu sein, die dem Patienten Eispiraten kurzfristig auf die Beine helfen würde, und der sollte tatsächlich gelingen: nach einem der wenigen Abpraller, die mal auf einer Crimmitschauer Kelle landeten, nämlich auf der von Felix Thomas, wackelte sich der Abwehrmann bis vor Neffin und überwand diesen platziert im kurzen oberen Eck. Aber wenn man wie der Regensburger Goalie einen Lauf hat, kommt halt auch noch das Glück hinzu: nach einer schönen Kombination in Überzahl zog Thomas Reichel von halbrechts flach ab, aber wie magnetisch angezogen, landete der Puck genau an der Kufe des noch gar nicht reagierenden Neffin, bevor er sich auf die Scheibe warf und so noch einen Big Save draus machte. Geht neun- von zehnmal rein, das Ding. Aber nicht heute. Und so sah man den Hausherren mit verrinnender Spielzeit immer mehr an, dass sie eigentlich nicht so richtig wussten, wie sie das noch drehen sollten. Ob sich da Corey Mackin zum xten Male mit dem Kopf durch die Wand in der Regensburger Abwehr verrannte, ob von Saponari und Zikmund wiederum so gut wie gar nichts Gefährliches kam, ob ein nach seiner langen Pause sichtlich noch nicht auf seinem gewohnten Niveau spielender Lindberg Scheiben verlor, die er sonst nachts um zwei mit nem Mikadospieß an der Küchenzeile festgemacht hätte: es klappte eigentlich so gut wie nichts mehr. Regensburg musste nur auf die Gelegenheiten warten, so fielen dann das 1:3 durch einen Blueliner von Giles im Powerplay und das 1:4 durch Schembri kurz vor Ultimo nach einem Puckverlust im Spielaufbau der Rot-Weißen. Und so ging das Spiel dann auch zu Ende. 1:4, und Regensburg hat sich damit das Heimrecht in der Serie geklaut.

 

Das ist nun wahrlich noch nicht der Abstieg, aber die Eispiraten müssen langsam zeigen, daß sie einem Gegner, der offensichtlich eine geeignete Taktik gegen sie gefunden hat, halt anders auf die Ketten gehen wollen als immer nur nach Schema F. Vielleicht sind die Rot-Weißen auch einfach etwas zu brav, in einer PlayDown-Runde darf es bei Rückstand zuhause kurz vor Schluss auch mal richtig plauzen. Das sieht dann teilweise sogar etwas leidenschaftslos aus ansonsten. Und das ist prinzipiell eigentlich nichts, was man von dieser Mannschaft kennt. Also: Kopf hoch, Eispiraten, und am Sonntag das Heimrecht wieder dahin holen, wo es hingehört!