Was für eine Nervenschlacht in Spiel 1 der Serie und die Frage, wie folgten die Eispiraten den am frühen Samstag Morgen förmlich nach Regensburg gekrochenen Eisbären? Waren die Beine wieder halbwegs dort, wo sie sein sollen? In jedem Fall zeigte Spiel 1, dass die Serie eng wird und wie prognostiziert nur Nuancen entscheiden werden. Um den zweiten Sieg in der Serie zu holen, folgten zahlreiche Anhänger der Westsachsen dem Team zum Spiel 2 in der Donauarena.

Kadersituation:

Während die Gastgeber mit exakt der gleichen Formation wie beim Marathon am Freitag aufliefen, mussten die Eispiraten auf den finnischen Defender Jerko Rämö verzichten, für ihn rückte Ole Olleff wieder ins Line-Up. Als nominell erste Reihe lief diesmal die Reihe Saponari-Reichel-Zikmund auf, in der Abwehr begannen Sacher und Scalzo, das Tor hütete wieder Oleg Shilin.

Völlig verdiente Regensburger Führung nach 20 Minuten

Zwar waren es die Eispiraten, die sich die ersten Chancen der Partie erarbeiten konnten, aber wie schon am Freitag konnte Regensburg seine erste Gelegenheit zur Führung nutzen, und wieder war es Preto, der Oleg Shilin zeitig überwand. Einen schnellen Konter über die linke Seite konnten Mario Scalzo und Mirko Sacher im Abwehrverbund nicht wirklich beeinträchtigen, Preto zog nach innen und überwand den Eispiratengoalie per Nachschuss. Die ziemlich kleinlich leitenden Herren Cespiva und Singer boten beiden Teams reichlich Gelegenheit zum Powerplay, und nachdem die Rot-Weißen im Heimspiel alle Regensburger Überzahlversuche schadlos überstanden hatten, gelang das heute gleich beim ersten Versuch nicht mehr: einen scharfen Pass von Wong ließ Preto durch die Schlittschuhe gleiten, der abgelenkte Puck touchierte den Innenpfosten und landete anschließend zum 2:0 im Netz. Die Hausherren setzten nach, und einzig Oleg Shilin war es zu verdanken, daß das Match nicht schon nach dem ersten Drittel vorentschieden war. Gegen Liss rettete der Deutschrusse großartig, bevor gegen Ende des Durchgangs, meistens bei 4 vs. 4, etwas mehr Ruhe einkehrte auf dem Eis. Das 2:0 jedenfalls war ein leistungsgerechtes Ergebnis nach 20 Minuten.

Druckvolles Crimmitschauer Drittel mit Schönheitsfehler

Scheinbar hatte Jussi Tuores in der Kabine die richtigen Worte gefunden, denn ab Beginn des Mittelabschnittes ging es fast nur noch in eine Richtung: auf das von Neffin gehütete Regensburger Tor zu. Die Gastgeber kamen kaum noch zu Offensivaktionen, teilweise minutenlang schnürten die Eispiraten ihre Gegner in deren eigener Zone ein. Das sollte auch belohnt werden: Olleff hielt die Scheibe gut im Drittel, hinter dem Tor vernaschte Büsing Tippmann und passte auf den blank stehenden Shevyrin, der sich nicht lange bitten ließ und den Puck im oberen rechten Eck versenkte. Sechs Minuten später hatten die Westsavchsen dann verdientermaßen die Partie ausgeglichen, im Powerplay traf Tobias Lindberg nach Eispiraten-Signature-Move zum 2:2. Warum sich die Gäste dann in den letzten drei Minuten des Durchgangs plötzlich wieder in die Defensive drängen ließen, bleibt ihr Geheimnis. Regensburg machte kurz vor der Pausensirene sofort Nägel mit Köpfen, Ontl, dem Shilin kurz zuvor noch per Highlightsave die Tour vermasselt hatte, schaltete nach einem Abpraller vor dem Tor am schnellsten und erzielte aus der Drehung das 3:2. Das war natürlich ein Schlag ins Kontor der Eispiraten, die eigentlich die Partie bis dahin ziemlich in den Griff bekommen hatten.

Da fehlte so ziemlich alles

Was die Eispiraten dann im Schlussdurchgang aufs Eis brachten, war schlichtweg zu wenig. Ein schnell und technisch stark vorgetragener Angriff der Hausherren brachte das schnelle 4:2 durch Morley, und das hieß nichts Gutes für Team Rot-Weiß: immer, wenn der kanadische Angreifer mit dem Gittervisier gegen die Eispiraten trifft, gehts schlecht aus diese Saison. Klar versuchten die Gäste, schnell wieder den Anschluss zu erzielen, aber all zu viel Gefährliches kam nicht bis zu Neffin durch. Da fehlte einiges an Zielstrebigkeit und Geradlinigkeit in den Aktionen der Westsachsen. Zudem verstand es die Regensburger Abwehr immer wieder, die angreifenden Gegner an der Bande festzumachen und so den Zug aus den Aktionen der Tuores-Schützlinge zu bekommen. Auf der Gegenseite klingelte es nach 48 Minuten dann das fünftemal hinter Shilin, einen Konter über Trivino veredelte Preto mit seinem dritten Treffer des Abends. Danach pegelte das Match langsam, aber sicher herunter, die Gäste überstanden noch ein 3 vs. 5, weil die Referees nacheinander Smith und Zikmund auf die Strafbank setzten, nachdem Demetz und Preto den sterbenden Schwan markiert hatten. Unnötige Einlagen, weil a) das Spiel entschieden schien und b) die Aktionen der beiden Eispiraten sicher auch ohne dieses Getue geahndet worden wären. Nach sechzig Minuten stand ein völlig verdientes Regensburger 5:2 auf der Anzeigetafel, die Serie steht bei 1:1, und ein schnelles Ende ist nicht abzusehen.

Ein paar Erkenntnisse aus der Niederlage sollten die Eispiraten trotzdem bis Freitag wirklich ziehen. Jussi Tuores muss sich fragen lassen, ob es eine gute Idee war, die Reihe um Thomas Reichel gegen die erste Regensburger Formation antreten zu lassen, nachdem Shevyrin und Co. das am Freitag eigentlich hervorragend gelöst hatten. Die Starting Six (Five) der Eispiraten musste heute jedenfalls mit insgesamt -16 in der Plus/Minus-Statistik böse Federn lassen, zu keinem Zeitpunkt bekam diese Formation Trivino, Morley und Preto in den Griff, und das war dann heute der Knackpunkt. Daß ein Rämö als Ankurbler aus der Abwehr heute sichtbar gefehlt hat, hätte man angesichts dessen oftmals überschaubarer Ausbeute in der Hauptrunde eher auch nicht gedacht. Möge der Finne bitte am Freitag wieder auf dem Spielberichtsbogen stehen. Und zum Schluss: vielleicht sollten die Rot-Weißen auch einmal darüber nachdenken, einen Viertreihenspieler zum Holzhacken aufs Eis zu schicken, wie es Peter Flache heute mit Angaran gemacht hat. Die Aggressionen, die der Jungspund ins Spiel brachte, scheinen heute jedenfalls eher den Eisbären als den Eispiraten genützt zu haben.


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