Die Roten Teufel konnten aus den letzten fünfzehn gespielten Partien gleich vierzehn Mal Punkte mitnehmen, was dafür sorgte, dass die Hessen in der letzten Woche rechnerisch sicher den Klassenerhalt eintüten und sogar noch in Richtung Heimrecht in den Pre-PlayOffs schauen konnten. Starker Endspurt der Nauheimer, aber mittlerweile kann man von dem auch bei den Eispiraten sprechen, die sich mit 16 Punkten aus den letzten zehn Partien ebenfalls für die finale Phase der Saison warmgeschossen haben. Damit trafen zwei der derzeit formstärksten Teams der DEL2 im Sahnpark aufeinander.
Bad Nauheim als 2-auf-1-Maschine
Den Nachweis überrragender Form brachten aber zunächst nur die Gäste. Die Offensivpower der Kurhessen kann auch dem neutralen Zuschauer mal ein Lächeln abringen, schnelle Angreifer mit überragenden Fähigkeiten am Puck tummeln sich zur Genüge in den Reihen der Roten Teufel. Und so dauerte es auch nur knapp zwei Minuten, bis zwei ganz schnelle und überlegte Pässe die komplette Crimmitschauer Abwehr aushebelten. Lautenschlager wurde auf rechts freigespielt, wartete darauf, was Jerkko Rämö tun würde. Der konnte sich aber nicht recht entscheiden, ob er Lautenschlager lieber am Schuss oder am Pass hindern wollte, und so verzögerte dieser kurz und legte dann quer zu Hickmott, der keine Mühe hatte, die frühe Führung zu erzielen. Die Eispiraten hatten auch danach ihre liebe Not mit den jederzeit gefährlichen Gästen, aber der ins Tor zurückgekehrte Oleg Shilin konnte einige Großchancen beerdigen, so daß die Hausherren nicht schon früh richtig ins Hintertreffen gerieten. Dass die Gastgeber dann auch offensiv teilnahmen, lag zunächst an zwei Powerplays, Calce saß gleich zweimal wegen Beinstellens. All zu gefährlich wurde es zwar für Kuhn im Gästetor nicht, aber es blieb danach ausgeglichen. Als die Rot-Weißen dann in den Schlussminuten des ersten Drittels gar noch etwas Intensität drauflegten, hatte der Nauheimer Goalie dann doch mehr Gelegenheit, sich zu beweisen, als ihm lieb war. Die kalte Dusche in Form des 0:2 dürfte ihn aber trotzdem gefreut haben: einen Puckverlust der Gastgeber an der gegnerischen blauen Linie nutzten die Hessen für einen weiteren schönen 2-auf-1-Konter, wieder konnte der Querpass nicht verhindert werden, wieder war Shilin geschlagen, diesmal von der Paradereihe mit Vause, Aubin und Hickmott, die schon ganz schön viel Betrieb machten im Startdurchgang.
Der Weckruf kam zum Schluss
Im Mittelabschnitt zeigten sich die Eispiraten dann bei den schnellen Gegenstößen der Nauheimer defensiv besser sortiert, ein frühes Powerplay der Gäste verteidigten die Rot-Weißen ebenfalls ganz stark weg. Leider blieb es in der Offensive der Hausherren teilweise zu ungenau, viele Schüsse gingen über oder neben das Tor, den Rest klärte Kuhn. Manchmal schien es, als trauten sich die Rot-Weißen nicht, selbst zu schießen, sie machten es zu kompliziert und legten lieber nochmal quer. Und dann bekam die aufmerksame Defensive der Gäste meist einen Stock dazwischen und die Chance war dahin. Trotzdem merkte man den Westsachsen an, daß sie sich noch lange nicht aufgegeben hatten, wie schon im ersten Drittel beschäftigten sie den Gegner in den letzten fünf Minuten (mit Ausnahme eines Nauheimer Überzahlspiels) fast ausnahmslos in der Abwehr. Bei Abpfiff des Mittelabschnitts entluden sich dann noch einmal ein paar Emotionen: Colin Smith hatte Pruden in Goalie Kuhn gedrückt, sich dafür auch die Revanche des Nauheimer Verteidigers eingefangen, als Lautenschlager meinte, den Eispiratengoldhelm noch mit dem Puck abschiessen zu wollen. Smith ging auf den Teufelstürmer los, das Ende vom Lied war eine 5+Spieldauer für Smith und 2+10 für Lautenschlager, was nicht nur die 2774 Zuschauer im Sahnpark reichlich lächerlich fanden. Aber vielleicht sollte sich Lautenschlager ja noch drüber ärgern am Ende…
Da hat wohl einer den Bären geweckt
Denn die Rot-Weißen kamen nach der ganzen Aktion – es war auch nicht die erste strittige Entscheidung von Laudan und Janssen – mit deutlich sichtbarer Jetzt-erst-recht-Attitüde zurück aufs Eis, und Nauheim schien sich irgendwie – mit der dreiminütigen Überzahl vor der Brust – zu sicher zu fühlen. Zunächst ging es aber erst einmal zwei Minuten vier vs. vier, und da zeigte sich schon, daß die Rot-Weißen etwas mehr Zielstrebigkeit mit aus der Pause gebracht hatten. Nach Corey Mackins schönem Rückpass fackelte Mirko Sacher nicht lange und zog Kuhn mit dem 1:2 zum erstenmal den Zahn an diesem Abend. Die Nauheimer Überzahl verteidigten die Gastgeber dann humorlos weg, hatten sogar selbst noch die ein oder andere Chance. Danach nahm der Druck der Piraten immer weiter zu, und letztlich war es Ladislav Zikmund, der einen Bandenabpraller auf die Kelle bekam, sofort abzog und Kuhn im kurzen Eck überraschte. Der Sahn war jetzt komplett wach, und als Thomas Reichel zwei Minuten später die Führung für die Eispiraten erzielte – er hatte Kuhn von hinter der Torlinie angeschossen – war es dann so richtig laut im Crimmitschauer Eishockeytempel. Auch die Herausnahme des Goalies nützte den Gästen dann nichts mehr, die Hausherren schaukelten das 3:2 über die Zeit und sicherten sich aufgrund der gleichzeitigen Regensburger Niederlage das Heimrecht in den auf die Hauptrunde folgenden PlayDowns.