Crimmitschau mit zwei Siegen am letzten Wochenende gegen Freiburg, die mit der Hypothek von mittlerweile neun Niederlagen am Stück anreisten, da sollten die Eispiraten wohl doch seit langer Zeit mal wieder als Favorit in eine DEL2-Begegnung gehen. Zumindest bis die Lineups feststanden und klar war, daß die Rot-Weißen neben Leader Tobias Lindberg auch auf Mastermind Colin Smith und den im Aufwind befindlichen Ladislav Zikmund verzichten mussten. Auch Ole Olleff konnte das Match nach überstandener Verletzung nicht bestreiten, eine kleine Grippewelle war in Crimmitschau umgegangen, so daß Jussi Tuores gefühlt zum 40. Mal in dieser Saison neuformierte Reihen ins Match schicken musste.
Zerfahrenes erstes Drittel ohne viele Höhepunkte
Beiden Teams war anzumerken, daß sie zunächst ihre eigene Zugbrücke oben lassen wollten, defensive Aufmerksamkeit war angesagt. Das ging zu Lasten der Angriffsbemühungen. Vor allem den Hausherren merkte man das Fehlen des kreativen Zentrums deutlich an. Auch eine eher schmeichelhafte Überzahl nach Strafe gegen Pokorny brachte wenig bis keine Gefahr für das von Hegmann vorzüglich gehütete Freiburger Tor. Den größten Offensivoutput konnte die von Denis Shevyrin gecenterte Reihe 3 verbuchen, aber auch bei der Chance von Tim Lutz nach kluger Vorarbeit des agilen Justin Büsing war der Wölfegoalie auf dem Posten. Auf der Gegenseite war aber auch Oleg Shilin stets hellwach, so daß die Gäste, die vor allem mit ihrer Paradeformation um Goldhelm Elo an den Ketten zerrten, ebenso leer ausgingen. Das 0:0 nach zwanzig Minuten war die logische Konsequenz eines eher ereignisarmen Drittels.
Mehr Offensive – mehr Tore
Auch der Mittelabschnitt brachte schnell ein Crimmitschauer Powerplay zutage, Ventelä durfte sich zwei Minuten ausruhen, hatte aber nicht all zu viele Angstmomente seiner Teamkollegen zu bestaunen, denn die Eispiraten brachten kaum Schüsse zustande, es dauert alles zu lange: das Erreichen der Formation, das Pass-Spiel, der Abschluss. So konnte Hegmann die wenigen Chancen zunichte machen. Freiburg machte das mit dem Überzahlspiel aber auch nicht viel besser, die Box der Hausherren stand, als Böttcher die erste Crimitschauer Strafe absaß. Die beste Chance dabei hatten sogar die Gastgeber, aber Reichel konnte den Freiburger Torhüter nicht bezwingen. In der Folge erarbeiteten sich aber die Gäste wieder einige Gelegenheiten, und wie das in dieser Saison bei den Rot-Weißen so läuft, fraßen sie in Minute 30 wieder so eine Gurke der Kategorie „fällt nur, wenn Du unten stehst“. Ventelä hatte abgezogen, und der Rebound sprang dem vor dem Tor postierten Elo so blöd an die Wade, daß sie von dort den Weg in die Maschen fand. Zum Glück hatten die Westsachsen schnell eine Antwort parat: eine eigene Druckphase mit mehreren Schüssen auf Hegmann veredelte der heutige Goldhelm Scott Feser mit dem 1:1. Für die restlichen Minuten des Drittels teilten sich die Teams die Chancen gut auf, beide Goalies mussten noch mehrfach eingreifen, Shilin vor allem gegen Ventelä, während Hegmann dem heute im Abschluss unglücklichen Corey Mackin die Show stahl. Kurz vor Ende des Durchgangs schickten die Refs dann ebenenen Mackin für quasi nichts noch mal auf die Strafbank, passiert ist aber nichts mehr.
Noch mehr Offensive – noch mehr Tore
Die letzten zwanzig Minuten sollten dann die für die Zuschauer attraktivesten der Partie werden. Nach gerade einmal neunzehn Sekunden nutzte Elo einen der ganz wenigen Fehler von Oleg Shilin. Der Eispiratengoalie rutschte beim Winkelverkürzen aus, und der Freiburger Goldhelm ist nicht der Typ Spieler, der sich so etwas entgehen läßt, fuhr einmal ums Tor herum und versenkte zum 1:2. Auch hier hatten die Hausherren aber wieder die passende Antwort: in der 45. Minute schoss Scott Feser von halbrechts, Thomas Reichel stand goldrichtig und drückte den Rebound unter Hegmann hindurch ins Netz. Sechzehn Sekunden später wurde es dann richtig laut im Sahnpark: eine Klassekombination endete nach einem schönen Move von Roman Zap an der Latte, Dominic Walsh war der aufmerksamste auf dem Eis und bugsierte den Puck mit der Rückhand zum 3:2 in die Maschen. Aber schnell reagieren konnten dann auch die Wölfe: Reisnecker zeigte, was er drauf hat, verlud die Eispiratenabwehr und konnte auch Oleg Shilin überwinden – starker Treffer. Die Gastgeber hatten danach noch zwei Powerplays der Gäste zu überstehen, während Reichels erste Strafe nach Bandencheck durchaus vertretbar war, wusste in Minute 53 dann eigentlich gar keiner, wieso der Crimmitschauer Stürmer schon wieder raus musste. Die Gäste nahmen das Geschenk aber nicht an, Ilestedt und Elo scheiterten am gut reagierenden Shilin, und so stand es nach feurigen zwanzig Schlussminuten 3:3, die Verlängerung musste entscheiden.
Hier hatten Sekunden nach Wiederanpfiff die Wölfe durch Elo die erste Chance, aber Shilin blieb Sieger, und hernach stürmten nur noch die Eispiraten. Hegmann parierte mehrfach glänzend, erst gegen Mackin, dann nochmals gegen Mackin, und weil dieser beim Abschluss gefoult worden war, dann noch einmal gegen Mackins Penaltyversuch. Der Neuzugang der Crimmitschauer war nicht zu beneiden an diesem Abend: was immer er auch versuchte, Hegmann war schon da. Zum Glück hatten die Hausherren aber noch Scott Feser: eine Überzahlsituation nach Strafe gegen Billich nutzte der Angreifer, der schneller schießt als sein Schatten, mit seinem Siegtreffer 11 Sekunden vor dem Penaltyschiessen zum 4:3 und rettete damit gleich zwei Serien: die kleine Siegesserie der Eispiraten und die große Niederlagenserie der Wölfe.
Am Sonntag gehts nach Dresden, das ist ja zum Glück immer etwas unvorhersagbar, was dort passiert, denn nach dem Auftritt der Landeshauptstädter beim 7:2-Erfolg in Regensburg und dem mühsamen Sieg der Eispiraten wären die Punkte sonst wohl schon vergeben. So hoffen wir natürlich auf den vierten Sieg in Serie für Team Rot-Weiß bei den starken Augusts aus der Landshauptstadt.