Logo_heilbronnSie sind sich treu geblieben, die Dramatiker auf der Eispiratenkogge: auch im letzten Spiel der Saison hat der Herzkasper wieder lautstark an die Stadiontore geklopft. Aber auch diesesmal, und damit in jedem engen Spiel der harten Serie, behielten die Westsachsen die Oberhand. 3184 Zuschauer, abzüglich der Gästefans, feierten ihr Team nach dem Schlusspfiff lautstark und nahmen dabei von dem einen oder anderen Crack, der sich unter der Saison in die Notizblöcke der Verantwortlichen finanzstärkerer Vereine gespielt hat, Abschied.

Den besseren Start ins Spiel erwischten die Hausherren: Angriffe der Gäste wurden tief stehend meist rechtzeitig abgefangen, nach vorne brachten einige Einzelaktionen Gefahr für das erstmals von Alex Scola (Toulmin musste als überzähliger Ausländer auf die Tribüne) gehütete Falkentor. Aber Walsh, Forster und MacQuenn scheiterten am guten Schlussmann. Ein erstes Powerplay in einem angesichts der Bedeutung der Partie recht strafzeitenarmen Match konnten die Rot-Weissen trotz mehrerer Chancen nicht nutzen. In Minute 15 schlug dann wieder einmal die Paradereihe Lampe-MacQueen-Hutchings zu: Lampe und Hutchings erkämpften an der Bande den Puck und setzten den mitgelaufenen MacQueen ein, dessen Schuss vom Körper von Scola als Bogenlampe im Netz landete. Das gab den Rot-Weissen sichtlich Auftrieb, Scola konnte sich über einen Mangel an Beschäftigung wahrlich nicht beklagen, hielt seinen Kasten aber sauber. Auf der Gegenseite konnte sich auch Ryan Nie mehrfach auszeichnen, sein Härtetest sollte aber erst noch kommen…

Und zwar im zweiten Drittel: die Eispiraten, die zwar in den ersten zwanzig Minuten das Spiel nicht dominiert, aber doch leicht überlegen gestalten konnten, kamen wie verwandelt aus der Kabine. Mit zunehmender Dauer des Spiels verloren sie immer mehr den Zugriff auf Spiel und Gegner, Heilbronn schnürte die Rot-Weissen teilweise minutenlang in der eigenen Zone ein, erarbeitete Chance auf Chance. Nur bei einem war wieder und wieder Endstation: Ryan Nie. Man konnte seinen Vorderleuten, keinem einzigen, den Kampf wirklich nicht absprechen, aber in ihrer Konfusion waren sie doch so ziemlich auf einen fehlerfreien Torwart angewiesen. Man sah den Piraten richtiggehend an, wie sehr das nahe Ziel vor Augen diesmal die Beine lähmte. Als Cameron in Minute 39 der hochverdiente Ausgleich gelang, war es wohl auch für die Falken wie eine Erlösung. Die hatten sicher schon geglaubt, der Zerberus persönlich stünde ihnen da gegenüber. Für alle im Stadion, die Rot-Weiss trugen oder die Daumen drückten, war die Pausensirene jedenfalls ein himmlisches Geräusch.

Also mussten die letzten zwanzig Minuten die Entscheidung bringen. Die Eispiraten kamen verbessert aus der Kabine, und trotzdem gelang den Gästen der aufgrund des herausragenden zweiten Durchgangs verdiente Führungstreffer: Janzen ging bei einem Konter auf rechts auf und davon, schoss Nie an, und von dessen Schoner fand der Puck den Weg an den linken Pfosten und ins Tor. Spätestens jetzt ging bei vielen Crimmitschauern sicher das Kopfkino los: nochmal nach Heilbronn, dort vielleicht noch verlieren und dann im Sahnpark Spiel 7, mental noch viel schwieriger als heute…Und so dauerte es auch noch sieben, acht Spielminuten, bis die Rot-Weissen sich endlich berappelten. In dieser Zeit kam es wieder auf Ryan Nie an, denn die Falken wollten die Entscheidung erzwingen. Vor allem der wieder spielberechtigte Gödtel – ohne Strafe und auch ohne strittige Situation übrigens – ballerte immer wieder mit Urgewalt aufs Piratengehäuse. Nies Maske kann davon ein Lied singen, auch sie wurde in Mitleidenschaft gezogen, ihr Träger zum Glück nicht. Erst ab der 50. Minute bekamen die Rot-Weissen ihr Spiel wieder besser auf die Reihe, die zwischenzeitliche Befürchtung, das Team sei komplett platt, bewahrheitete sich glücklicherweise also nicht. Es sollte trotzdem bis zur 56. Minute, und damit einige Minuten länger, als für die Nerven aller Beteiligten gut war, dauern, bis Scola seine zweite Bogenlampe ins Netz bekam. Absender diesmal war Matt MacKay im Powerplay. Nur eine Minute später stand der Sahnpark Kopf: nach einem Drehschuss MacQueens stand Play-Down-Goalgetter Eric Lampe goldrichtig und machte mit seinem fünften Treffer in der Serie den Sack tatsächlich noch in der regulären Spielzeit zu. Konsternierte Falken versuchten zwar alles, nahmen auch Scola zeitig aus dem Tor, aber auch ein Powerplay 6 vs. 4 brachte ihnen keinen Treffer mehr.

Drama, Boys, Drama! Aber so haben wir das während der Saison kennen- und lieben gelernt, warum sollte das heute anders sein? Die Spiele mit Eurer Beteiligung waren jedenfalls mit Sicherheit eines nicht: langweilig. Dafür und für den doch im Endeffekt souveränen Klassenerhalt dem Team, Trainer Chris Lee und der gesamten Eispiratencrew ein Dankeschön, auf ein Neues in der Saison 2015/16 in der DEL2. Allen scheidenden Akteuren viel Glück bei ihren neuen Arbeitgebern, mögen es nicht all zu viele sein!